Mythen in der Schwangerschaft
Kugelzeit

8 Mythen in der Schwangerschaft6 Minuten Lesezeit

Schwangere bauen geistig ab, verlieren pro Kind einen Zahn und Mozart macht das Ungeborene im Bauch klüger: Mythen sind in der Schwangerschaft weit verbreitet und werden gerne im Familien- und Freundeskreis weitererzählt. Wir haben 8 Mythen in der Schwangerschaft näher unter die Lupe genommen.

Mythos 1: Ob Junge oder Mädchen lässt sich aufgrund der Bauchform erkennen

Wir haben es selbst unzählige Male gehört: „Dein Bauch geht spitz nach vorne und auch sonst nimmst du kaum zu – du bekommst sicher einen Jungen!“ Fakt ist: Egal, ob spitz oder breit, hoch oder tiefliegend: Der Bauch der Mutter ist nicht geeignet, um das Geschlecht des Babys zu verraten. Es gibt zahlreiche Studien, die belegen, dass es überhaupt keinen Zusammenhang zwischen Bauchform und Geschlecht gibt. Besonders interessant dabei: Selbst die Träume von Schwangeren hatten eine höhere Trefferquote als die Bauchform.

Mythos 2: Musik von Mozart macht die Kleinen schon im Bauch klug

Forscher in den USA stellten in den 1990er Jahren fest, dass Studierende, die Mozart hörten, bei einem Intelligenz-Test besser abschnitten als eine Vergleichsgruppe ohne Musik. Nachdem man bereits seit mehr als 20 Jahren weiß, dass sich Kinder schon im Mutterleib an Geräusche erinnern, wollte man diese Ergebnisse auf die andere Studie übertragen: Kann man durch das Hören von klassischer Musik sein Kind schon im Bauch klüger machen?

Die Ergebnisse von Folgestudien zum Mozart-Effekt sind fraglich und gelten mittlerweile selbst bei Erwachsenen nicht mehr als erwiesen. So konnte in zahlreichen Studien bisher keine Zusammenhang zwischen Musikrezeption und Denkvermögen nachgewiesen werden.

Gerade bei Neugeborenen sind die Bedingungen im Mutterleib für das Hören von Musik nicht optimal: Bauchdecke und Fruchtwasser dämpfen Geräusche von außen, hinzu kommen die Geräusche der Mutter (Herzschlag, Verdauung, Puls).

Hört also gerade in der Schwangerschaft jene Musik, die euch als Mutter bzw. Paar gut tut und denkt dabei weniger an euer kleines Wunder im Bauch.

Mythos 3: Schwangere werden dement

Viele Frauen berichten in der Schwangerschaft von Vergesslichkeit – der so genannten Schwangerschaftsdemenz. Ständig ist frau am Suchen von Schlüssel oder Portemonnaie und wichtige Termine werden einfach vergessen. Doch was ist dran an diesem Mythos?

Die schlechte Konzentrations- und Merkfähigkeit bei werdenden Müttern ist kein subjektives Empfinden, wie Studien zeigen konnten, sondern ein messbares Phänomen. So kämpfen fast 80 Prozent der Schwangeren und Stillenden mit einem schlechten Gedächtnis. Hintergrund sind der veränderte Hormon-Haushalt, aber auch die Tatsache, dass sich die werdende Mama gedanklich immer mehr mit dem ungeborenen Kind beschäftigt.

Der Begriff Demenz ist allerdings falsch und wird irreführend verwendet. So lassen sich im Gehirn der betroffenen Frauen keinerlei degenerative strukturelle Veränderungen nachweisen: Gehirnzellen gehen bei der Schwangerschaftsdemenz also nicht verloren! Vielmehr konnten Untersuchungen zeigen, dass das Hirnvolumen bei Müttern nach der Geburt sogar deutlich zunimmt.

Die Gedächtnisleistung lässt bei Schwangeren tatsächlich nach, dement sind sie aber nicht.

Mythos 4: In der Schwangerschaft wird für Zwei gegessen

Ein Mythos, der ganz klar als Ammenmärchen abzustempeln ist. Erst ab dem 3. Trimester (also im 7. Schwangerschaftsmonat) darf es etwas mehr sein. Im Durchschnitt benötigt eine Schwangere dann zwischen 200 bis 250 kcal mehr für sich und ihr Baby. Das entspricht etwa einem Apfel und einem großen Glas Buttermilch.

Gerade in der Schwangerschaft gilt: Qualität vor Quantität – nicht für zwei essen, sondern für zwei denken. Achtet gerade ab dem 2. Trimester auf eine ausgewogene und gesunde Ernährung. Ideal sind fünf kleine Mahlzeiten. Die durchschnittliche Gewichtszunahme während der Schwangerschaft beträgt zwischen 8 bis 15 Kilogramm.

Mythos 5: Dehnungsstreifen können durch Massagen und Öle verhindert werden

Auch diese Aussage stimmt (leider) nicht. Ob Dehnungs- bzw. Schwangerschaftsstreifen auftreten oder nicht ist eine Frage der Veranlagung und des Gewebes, weniger der Körperpflege. Wer über sehr festes Gewebe verfügt, wird auch eher Risse bekommen. Bauch-Massagen mit hochwertigen Ölen werden von den werdenden Mamas aber als sehr angenehm empfunden. Ein großer Effekt auf die Haut ist dabei nicht zu erwarten.

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass eine Bürstenmassage in Kombination mit einem hochwertigen Bio-Mandelöl eine herrliche Entspannung für eine werdende Mama kurz vor dem Schlafengehen ist. Zusätzlich wird auch die Durchblutung gefördert.

Mythos 6: Alle Schwangeren leiden die ersten Monate an Morgenübelkeit

Übelkeit mit Erbrechen begleitet viele Frauen in der Schwangerschaft. Gerade im 1. Trimester klagen viele werdende Mütter über Unwohlsein, Sodbrennen und Spucken. Die gute Nachricht: Nicht alle Frauen sind von Schwangerschafts-Übelkeit betroffen. So treten bei etwa einem Viertel aller Schwangeren gar keine Symptome auf. Die schlechte Nachricht: Manche Frauen leiden an dieser fiesen Übelkeit sogar während der gesamten neun Monate.

Auch ein „Weitervererben“ der morgendlichen Übelkeit gibt es übrigens nicht. Auch wenn Oma und Mama an einer Schwangerschafts-Übelkeit gelitten haben, muss das bei euch nicht automatisch auch so sein. Bestes Beispiel dafür ist meine eigene Schwangerschaft: Während meine Mutter bis ins 4. Monat von ständiger Übelkeit geplagt wurde, blieb ich von diesem fiesen Unwohlsein komplett verschont.

Mythos 7: Jedes Kind kostet die Mutter einen Zahn

Dieses Ammenmärchen mag vielleicht vor 100 Jahren noch wahr gewesen sein. Heute stimmt dieser Mythos definitiv nicht mehr. Durch die verstärkte Durchblutung sind Zähne und Zahnfleisch in der Schwangerschaft empfindlicher als sonst, aber bei guter Mundhygiene und ausreichend Aufnahme von Kalzium büßt die Frau keine Zähne ein.

Gerade in der Schwangerschaft gilt: Regelmäßiges Zähneputzen (mindestens drei Mal am Tag, am besten nach jeder Mahlzeit), Verwendung von Zahnseide und Mundspülung sowie halbjährlich ein Kontrollbesuch beim Zahnarzt inkl. professioneller Mundreinigung.

Zahnpflege ist gerade in der Schwangerschaft ein wichtiges Thema.

Mythos 8: Ein kleines Gläschen Alkohol in der Schwangerschaft schadet nicht

Der regelmäßige Verzehr von Bier, Wein oder Sekt ist im deutschsprachigen Raum weit verbreitet. Auch viele Schwangere hören oft den Satz: „Ach, so ein kleines Gläschen macht doch nichts.“ Fakt ist: Während der Schwangerschaft sollte gänzlich auf Alkohol verzichtet werden. Alkohol ist ein Nervengift, welches in bestimmten Wachstumsphasen des Babys massive Schäden anrichten kann. Da natürlich nicht ersichtlich ist, in welcher Entwicklungsphase sich das Kind gerade befindet, sollten Schwangere immer von alkoholischen Getränken Abstand nehmen.

Ein Zitat meiner Hebamme werde ich in diesem Zusammenhang nie vergessen: „Alkohol in der Schwangerschaft ist schlimmer als Heroin!“ Diese Aussage zeigt deutlich, dass das Risiko von Alkohol als Nervengift nicht unterschätzt werden darf.

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