Covid-Impfung in der Stillzeit: Ja oder Nein?
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Covid-Impfung in der Stillzeit – Ja oder Nein? Ein Erfahrungsbericht8 Minuten Lesezeit

Wir schreiben das Jahr 2021 – und noch immer gibt es in den Medien fast nur ein Thema: Corona, Corona, Corona. Ein Silberstreif am Horizont ist die Impfung, die seit Januar 2021 in allen europäischen Ländern verfügbar ist. Schwangere und Stillende zählten von Beginn an zu den Risikogruppen in der Corona-Pandemie, doch eine einheitliche bzw. europäische Empfehlung der Impfgremien gibt es bis heute nicht. Ich habe mich ganz bewusst für eine Covid-Impfung in der Stillzeit entschieden. Mein persönlicher Erfahrungsbericht.

Covid-Impfung & Stillen: Warum ich mich für die Impfung entschieden habe

Status der Informationen: August 2021

Als (stillende) und frisch gebackene Mama will man natürlich alles richtig machen – für sich selbst, aber in erster Linie natürlich für sein neues kleines Wunder. Die eigene Gesundheit steht da an oberster Stelle. Und neben der richtigen Ernährung und Bewegung gehört dazu auch die Frage nach nowendigen Impfungen. Eine Grippe-Impfung wird schwangeren Frauen bereits seit einigen Jahren ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel dringend empfohlen. Doch seit 2021 stellt sich für Schwangere und Stillende eine neue Frage: Soll ich mich als schwangere Frau bzw. stillende Mutter auch gegen Covid impfen lassen?

Das Problem: Es gibt (noch) keine offiziellen Studien. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Forscherinnen und Forscher führen keine Studien mit Schwangeren oder Stillenden durch, da sich einerseits kaum Frauen freiwillig dafür melden würden, aber andererseits auch weil man diese Risikogruppen nicht bewusst einer Gefahr aussetzen will.

Die bisherigen Daten basieren daher auf ersten Ergebnissen aus den USA sowie Israel. Hier wurden schon von Beginn an schwangere bzw. stillende Frauen geimpft. Hinzu kommen Daten von Frauen, die geimpft wurden und unwissentlich schwanger waren. Dies führt dazu, dass die Datenlage zur Covid-Impfung in der Stillzeit bzw. in der Schwangerschaft eher gering ist. Erste offizielle Studien werden für 2022 erwartet.

Die ersten (inoffiziellen) Daten sind aber sehr vielversprechend und zeigen keine besonderen Auffälligkeiten, insbesondere die mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna. Außerdem zeigen erste Studien aus Israel und den USA, dass schwangere und stillende Frauen die Antiköper auch an das Baby weitergeben.

Ich war Impfungen gegenüber schon immer aufgeschlossen. Da ich gemeinsam mit meinem Mann meinen Urlaub gerne und oft im asiatischen Raum verbrachte, war mein Impfpass gut gefüllt. Neben den klassischen Impfungen gegen FSME, Grippe oder Keuchhusten/Diphterie/Tetanus, bin ich auch immer gegen Hepatitis oder Tollwut geimpft.

Doch die Covid-Impfung war natürlich auch für mich neu. Schon während der Schwangerschaft beschäftigte mich die Impfung, war für mich aber keine Option, da zu diesem Zeitpunkt in Österreich schwangere Frauen noch nicht geimpft wurden. Schon damals empfahl mir aber mein Frauenarzt, mich so schnell wie möglich impfen zu lassen, sobald sich die Möglichkeit ergeben würde.

Nach der Geburt meines Sohnes wurde das Thema wieder aktuell. Ich beriet mich mit meinem Frauenarzt als auch mit meiner Hebamme. Sie selbst hatte vor rund 1,5 Jahren ein Baby bekommen und wurde ebenfalls in der Stillzeit gegen Corona geimpft. Alle sprachen sich für die Impfung aus, da die Risiken der Erkrankung die Risiken der Impfung eindeutig überwiegen. Ich fasste daher den Entschluss, mich nach dem Wochenbett (also etwa 8 Wochen nach der Entbindung) gegen Covid impfen zu lassen. Nach diesen zwei Monaten war ich körperlich wieder fit und auch das Stillen meines kleinen Entdeckers hatte sich gut eingespielt.

Covid-Impfung in der Stillzeit: Mein Erfahrungsbericht

Teilimpfung 1 mit Moderna am 25. Juni 2021

Meine erste Teilimpfung mit dem Moderna-Impfstoff erhielt ich Freitagvormittag Ende Juni. Der Stich selbst tat nicht wirklich weh und ist mit einer Grippe-Impfung vergleichbar. Zum Vergleich: Bei meiner letzten FSME-Impfung hatte ich beim Einstich stärkere Schmerzen. Nach dem kurzen Pieks wartete ich noch etwa 20 Minuten im Wartezimmer. Dies ist eine Sicherheitsmaßnahme, die in fast allen Ländern getroffen wird, falls es zu allergischen Reaktionen oder Kreislaufbeschwerden kommen sollte.

Mein Tipp: Nach Empfehlung vom Arzt ist es nach der Impfung möglich (präventiv) das Schmerzmittel Mexalen einzunehmen. Dies sollte rund sechs Stunden nach der Impfung erfolgen. Ich habe darauf verzichtet und wollte erst Schmerzmittel einnehmen, falls sich auch wirklich Fieber, Glieder- oder Kopfschmerzen einstellen sollten.

Der Nachmittag verlief entspannt, auch wenn sich langsam etwas Müdigkeit breit machte. Zusätzlich nahmen die Schmerzen im Oberarm rund um die Einstichstelle stetig zu. Mein Mann konnte zum Glück auf unseren kleinen Entdecker acht geben, wodurch mir ein 2-stündiges Nickerchen vergönnt war. Das war auch wirklich dringend notwendig, damit ich fürs Stillen meines Hasen fit sein konnte.

Die Schmerzen im Arm nahmen dann über Nacht inklusive Samstagvormittag stetig zu. Das Stillen in der Nacht war eine kleine Herausforderung, da ich meinen Zwerg beim Stillen in der Seitenlage etwas erhöht halte und seinen Kopf auf meinem Oberarm ablege. Der Arm schmerzte vor allem bei Bewegungen, aber auch schon bei kleinen Berührungen. Ein Kühlpack auf der Einstichstelle brachte ein wenig Linderung und tat aufgrund des warmen Wetters doppelt gut.

Am darauffolgenden Montag, also rund drei Tage später, waren die Schmerzen im Arm komplett weg. Weitere Nebenwirkungen wie Übelkeit, Fieber, Gliederschmerzen oder Kopfweh hatte ich zum Glück nie. Auch eine allergische Reaktion rund um die Einstichstelle blieb aus.

Mein Tipp: Wenn ihr die Möglichkeit habt, euch den Termin auszusuchen, wählt einen Impftermin am Freitag. Solltet ihr gewisse Nebenwirkungen von der Impfung spüren, kann euer Partner bzw. eure Partnerin vemehrt auf das Baby aufpassen. Auch wenn er bzw. sie euch das Stillen natürlich nicht abnehmen kann. 😉

Teilimpfung 2 mit Moderna am 30. Juli 2021

Der zweite Stich erfolgte genau fünf Wochen später, wieder Freitagvormittag. Auch bei der zweiten Teilimpfung verspürte ich beim Impfen selbst keine Schmerzen. Ich wartete wieder 15 Minuten nach der Impfung im Wartezimmer ab, um allergische Reaktionen auszuschließen. Der Freitag selbst verlief ähnlich wie nach der ersten Moderna-Impfung: Ich war etwas müde und der linke Oberarm begann wieder stärker zu schmerzen. Sonst verspürte ich keinerlei Nebenwirkungen. Ich kümmerte mich um die Wäsche und ein paar Erledigungen im Haushalt. Gegen 21 Uhr ging ich guter Dinge mit meinem kleinen Entdecker ins Bett.

Um 23 Uhr – knapp 13 Stunden nach der Impfung – traf mich dann die „Impf-Keule“: Die Impfung begann zu wirken und mein Immunsystem arbeitete mit voller Kraft dagegen an. Und dies führte zu den bekannten Nebenwirkungen der Covid-Impfung: Gliederschmerzen, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, leichte Übelkeit, ein paar Kopfschmerzen und ein stark schmerzender linker Oberarm. Hinzu kamen unangenehme Schweißausbrüche. Ich nahm eine Mexalen-Tablette (Paracetamol) und ging wieder zu Bett. Die Nacht war unangenehm, durch die Medikamente aber ertragbar.

Auch der Samstag verlief durchwachsen: Mein ganzer Körper schmerzte, ich war abgeschlagen und hatte keine Energie. Ich blieb im Bett und versuchte so viel wie möglich zu schlafen. Mein Mann kümmerte sich vorwiegend um unseren Kleinen und brachte ihn etwa alle drei Stunden zum Stillen ins Bett. Alle sechs Stunden nahm ich ein Mexalen ein, um die Schmerzen besser zu ertragen. Mein kleiner Entdecker war an diesem Tag besonders brav – es war fast so, als würde er spüren, dass es Mama nicht besonders gut ging. Er quengelte so gut wie gar nicht und auch die Zeiten zwischen den Stillmahlzeiten waren etwas länger als sonst (zwischen drei bis fünf Stunden). Außerdem schenkte er mir beim Stillen jedes Mal ein süßes Lächeln, um mich ein wenig aufzuheitern. Dies gab mir zusätzlich Kraft, um besser durch den Tag zu kommen.

Am Sonntag – etwa 36 Stunden nach Einsetzen der ersten Nebenwirkungen – waren die Schmerzen weitgehend abgeklungen, lediglich der Oberarm schmerzte noch ein wenig und auch die Müdigkeit blieb mir bis Montag erhalten.

Meine Erfahrungen mit der Covid-Impfung in der Stillzeit verliefen also relativ „klassisch“ und sind vergleichbar mit zahlreichen Berichten anderer Geimpfter. So berichten viele von einer relativ harmlosen ersten Impfung mit nur leichten Schmerzen rund um die Einstichstelle. Beim zweiten Stich treten dann öfter Nebenwirkungen wie Gliederschmerzen und Fieber auf, die mit Paracetamol aber gut zu ertragen sind. Nach knapp 48 Stunden ist der Spuk auch schon wieder vorbei.

Meine Tipps für eine Covid-Impfung in der Stillzeit

  • Wähle einen Impf-Termin am Freitag, damit sich dein Partner und/oder deine Großeltern um dein Baby kümmern können.
  • Plane für die Tage nach der Impfung keine Termine, Besuche, Kurse etc.
  • Wenn dir die Kraft fehlt, dann scheue dich nicht davor Paracetamol zu nehmen. Alles ist besser, als sich mit Baby und Stillen durch den Tag zu quälen. Paracetamol ist stillverträglich und schadet dem Baby nicht.
  • Du solltest nach der Impfung nicht präventiv Medikamente einnehmen. Warte erst ab, ob du Schmerzen bekommst. So kann es auch sein, dass nach der Impfung keine Nebenwirkungen auftreten.
  • Bleib‘ den Tag nach der Impfung im Bett und erhole dich. So sparst du deine Kräfte und dein Immunsystem kann sich voll auf die Impfung konzentrieren.

Ein wichtiger Hinweis: Dieser Erfahrungsbericht basiert auf meiner persönlichen Meinung und ist keine Handlungsempfehlung für andere Mütter, die ihre Babys stillen. Solltest du dich für eine Covid-Impfung entscheiden, besprich‘ dich unbedingt mit deiner Frauenärztin sowie Hebamme.

Deine Meinung ist gefragt! Hast auch du dich während der Stillzeit für eine Impfung gegen Corona entschieden? Oder bist du strikt dagegen? Ich freue mich auf deinen Kommentar.

Wichtige Infos zur Covid-Impfung in Deutschland und Österreich

  • In Deutschland gibt es bisher keine offizielle Empfehlung für eine Impfung von Schwangeren und Stillenden.
  • In Österreich empfiehlt das Nationale Impfgremium schwangeren Frauen eine Covid-Impfung. Auch die AGES spricht sich für eine Impfung von schwangeren und stillenden Frauen aus.
  • In Wien ist es seit Mai 2021 möglich auch als Schwangere eine Covid-Impfung zu erhalten. Wien zählt damit europaweit zu den ersten Städten, die schwangeren Frauen eine Impfung ermöglicht. Informiere dich dazu auf der Website unter impfservice.wien
  • Wichtige Info: Zum Zeitpunkt meines Blogbeitrags war zwischen den beiden Moderna-Impfungen ein Zeitraum von ca. sechs Wochen vorgeschrieben. Mittlerweile wurde diese Zeitspanne aufgrund des Aufkommens und der schnellen Verbreitung der Delta-Variante auf drei bis vier Wochen verkürzt.

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