Breifrei oder Brei oder beides: Ein persönlicher Erfahrungsbericht
Baby & Geburt

Breifrei oder Brei oder beides? Mein Erfahrungsbericht7 Minuten Lesezeit

Neben dem Schlaf ist das Thema Ernährung für viele frischgebackene Eltern eines der größten im ersten Lebensjahr ihres Babys. Eltern haben dabei die Möglichkeit, sich zwischen zwei Beikost-Formen zu entscheiden: Breifrei oder Brei. Ich verrate dir, welchen Weg ich mit meinem kleinen Wunder eingeschlagen habe und ob auch eine Kombination aus „breifrei“ und Brei möglich ist.

Breifrei oder Brei?

Breifrei (oder auch Baby-led weaning, BLW) bedeutet, dass das Baby ab Erreichen der Beikostreife feste Beikost anstatt Brei bekommt. Etwa ab dem sechsten Lebensmonat sitzt das Baby gemeinsam mit der gesamten Familie am Esstisch und bekommt babygerechtes Fingerfood. Nebenbei wird ganz normal weitergestillt, je nach Bedarf des Babys. Worum es sich bei BLW genau handelt und welche Vorteile ich bei der breifreien Beikost sehe, verrate ich dir in meinem Beitrag „Vorteile von Baby-led weaning“.

Baby-led weaning steht die „klassische“ Ernährungsmethode, also das Kind mit Brei zu füttern, gegenüber. Das Baby wird – in der Regel um den fünften Monat – mit Brei gefüttert und eine Stillmahlzeit nach der anderen wird durch eine Breimahlzeit ersetzt. Begonnen wird mit einem Mittagsbrei, z.B. aus Karotten. Zunächst bekommt das kleine Wunder nur ein paar Löffelchen, danach wird auf bis zu 180 g Brei gesteigert. In den Wochen darauf kommen noch ein Frühstücks- sowie ein Abendbrei hinzu.

Der Grundsatz der beiden Philosophien weicht also stark voneinander ab. Während bei BLW vor allem die Selbständigkeit des Kindes im Fokus steht, geht es bei der Breikost darum, dass das Baby satt wird, um Stillmahlzeiten zu ersetzen.

Breifrei oder Brei: Die größten Unterschiede

Zu den größten Unterschieden zwischen der BLW-Methode und der Breikost gehören:

Breifrei (BLW)Brei
Beginn Beikost6. Lebensmonat5. Lebensmonat
SelbständigkeitBaby isst selbständigBaby wird gefüttert
Art der BeikostFingerfood, baby-gerechtBrei
ZeitpunktBaby sitzt beim Essen am FamilientischBaby wird vor/nach Essen gefüttert
AbstillenBaby stillt sich selbst abStillmahlzeiten werden durch Brei ersetzt
Unterschiede Breifrei oder Brei

Mein BLW-Erfahrungsbericht

Da ich von anderen Müttern das BLW-Konzept gut kannte, war für mich schon während der Schwangerschaft klar, dass ich mit unserem kleinen Engel den breifreien Weg einschlagen möchte. Kurz nach dem sechsten Lebensmonat starteten wir gemeinsam ins Abenteuer „BLW“. Zunächst saß der kleine Prinz auf meinem Schoß, er konnte aber schon recht sicher sitzen und brauchte nur wenig Unterstützung.

Serviert wurden gedünstete Karotten, die im ersten Moment ein wenig skeptisch beäugt wurden. Doch eins war sicher: Mama und Papa waren bei diesem Abendessen wesentlich aufgeregter als der kleine Entdecker. Trotz anfänglicher Skepsis landeten tatsächlich einige kleine Würfelchen Karotte im Magen (und in der Windel…).

In den Wochen darauf wurde unser kleiner Mann immer selbständiger und die Freude am Essen wuchs. Wir erweiterten das Essensangebot um Avocado, Banane, Mango, gedünstetes Gemüse (Kartoffeln, Süßkartoffeln, Kohlrabi, Brokkoli und Pastinake) sowie Brot.

Heute, nach mehr als vier Monaten, stehen bereits Speisen wie Frikadellen, Pasta mit Kürbis-Sauce, Kartoffelgratin, selbstgemachte Fischstäbchen, Pancakes, Waffeln oder Falafel auf dem Tisch und werden mit großer Freude verputzt. Bis heute gehen wir nach keinem Essensplan vor, sondern vertrauen auf unser Bauchgefühl und bestimmen unser Tempo selbst.

Der Kleine wird nach wie vor gestillt, wobei sich die Stillmahlzeiten mittlerweile auf zwei pro Tag reduziert haben. Zum Vergleich: Vorher hing das Engelchen alle zwei bis drei Stunden an der Brust. In der Nacht stille ich weiterhin nach Bedarf: In manchen Nächten sind es nur zwei Mahlzeiten, manchmal vier bis fünf, z.B. beim Zahnen oder wenn ein Entwicklungsschub ansteht.

Von Beginn an war unser kleiner Prinz mit Freude dabei, sein Essen zu erkunden. Klar, da geht auch mal einiges daneben: Ins Haar, auf den Boden, in die Augen, auf die Hose usw. Das mag für andere Eltern ein kleiner Nachteil sein, uns hat es nie wirklich gestört. Mit einem feuchten Lappen und einem Staubsauger sind die Krümmelchen auch schnell wieder verschwunden.

Unser heutiger Tagesablauf nach knapp vier Monaten BLW:

06.30 UhrStillmahlzeit (im Bett)
08.00 Uhr Frühstück
11.00 UhrStillmahlzeit (vor dem Mittagessen)
12.30 UhrMittagessen
15.00 UhrStillmahlzeit
16.30 UhrSnack
18.00 UhrAbendessen
19.00 UhrStillmahlzeit (zum Einschlafen)
Unser BLW-Tagesablauf

Wichtiger Hinweis: Dieser Ablauf ist nicht in Stein gemeißelt. Wenn der Kleine etwas länger schläft, gibt es das Frühstück auch etwas später. Manchmal lassen wir auch eine Mahlzeit aus, wenn kein Hunger da ist. Und wenn der Tag besonders ereignisreich verläuft, dann gibt es zwischendruch einen Snack mehr, um die Batterien wieder aufzuladen. Das ist das Schöne am BLW-Konzept: Du folgst keinem starren Menü- und Zeitplan, sondern entwickelst dein eigenes Tempo.

Breifrei und Brei kombinieren: Geht das?

Hardcore-Fans und BLW-Ikonen wie z.B. Gill Rapley sagen dazu: „Auf keinen Fall!“ Für sie steht fest, dass BLW als Konzept der Ernährung mit Brei unvereinbar gegenüber steht. Babys müssen in Sachen Ernährung ihre eigenen Erfahrungen machen, um selbständig zu werden. Eine Kombination aus breifrei und Brei könnte z.B. dazu führen, dass kleine Babys mit zwei unterschiedlichen Arten des Essens überfordert sind und unter Umständen auch das Verschlucken begünstigt wird.

Mein Tipp: Finde eine Lösung, die für dich und dein Baby passt. Bei uns ist es bis heute tatsächlich so, dass wir unserem Sohn kein einziges Mal mit Brei gefüttert haben. Andere Mamas berichten hingegen von sehr guten Erfahrungen bei einer Mischung aus Breikost und BLW. Wie fast immer gilt auch in Sachen Beikost: Geht euren eigenen Weg.

Was ist besser: BLW oder Brei?

Kinder brauchen vor allem eins: Unbefangene Freude am Essen! Für uns war das Abenteuer breifreie Beikost der richtige Weg, um dies für unser kleines Wunder zu erreichen. Aber Kinder sind sehr unterschiedlich und haben ihre ganz eigenen Wünsche und Bedürfnisse – auch in Sachen Ernährung. Ein „besser“ gibt es daher bei breifrei oder Brei nicht. Mein Tipp an alle werdenden oder frisch gebackenen Eltern: Gebt BLW eine Chance und probiert es einfach aus. Sollte es nicht zu euch passen und/oder euer Baby nichts damit anfangen können, dann kann auch die Breikost ein guter Start ins Heranwachsen sein.

Baby-led weaning: Wie starten wir?

Um in das Abenteuer „BLW“ zu starten, braucht es keine große Vorbereitung. Wichtig sind für mich die folgenden Punkte:

  • Warte bis zum sechsten Lebensmonat deines Babys bis es alle Zeichen der Beikostreife erfüllt: Mit wenig Unterstützung gut sitzen, kein Zungenstoßreflex mehr und es wird nach Nahrung gegriffen.
  • Starte mit einfachen Speisen wie Avocado, gedünsteten Karotten, Banane oder selbstgebackenem Brot ohne Salz.
  • Informiere dich, welche Lebensmittel für Babys im ersten Lebensjahr nicht geeignet sind. Dazu gehören z.B. Salz, Zucker, Honig, Ahornsirup und prallelastische Lebensmittel wie Heidelbeeren oder Trauben.
  • Absolviere einen Erste-Hilfe-Kurs, wenn du dich beim Thema Verschlucken unsicher fühlst. Generell kann ich einen solchen Kurs allen werdenden oder frisch gebackenen Eltern sehr ans Herz legen.

Linktipp: Mehr zum Start in die breifreie Beikost verrate ich dir in meinem hilfreichen Artikel „BLW-Basics: Rezepte für den Start in die breifreie Beikost“.

Breifrei oder Brei: Deine Tipps sind gefragt!

Die Gretchenfrage in Sachen Ernährung lautet: Wie hältst du es mit der Beikost: Breifrei oder Brei? Verrate uns gerne deine Tipps und Gedanken zum Thema breifreie Beikost und/oder BLW in den Kommentaren. In diesem Sinne: Mahlzeit!

Unter dem Tag „breifrei“ findest du meine persönlichen Erfahrungen, Gedanken und Tipps rund um Baby-led weaning und die breifreie Ernährung deines Babys.

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