Den richtigen Geburtsort finden
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Checkliste: Den richtigen Geburtsort finden7 Minuten Lesezeit

Der richtige Geburtsort spielt für eine sichere und entspannte Atmosphäre eine entscheidende Rolle. Doch viele Schwangere haben keine spezielle Vorstellung, wo sie ihr Kind auf die Welt bringen wollen. Unsere Tipps, um den richtigen Geburtsort zu finden.

Der richtige Geburtsort für dich und dein Baby

Werdenden Mamas stehen heute eine Vielzahl an Möglichkeiten zur Verfügung, um ein Baby auf die Welt zu bringen. Die erste Frage, die du dir bei der Auswahl des richtigen Geburtsort stellen solltest:

Welche Bedeutung spielt für dich Sicherheit und eine entspannte Atmosphäre während der Entbindung?

Manche Frauen können sich nur eine Hausgeburt vorstellen, da sie die vertraute und gewohnte Umgebung schätzen. Andere haben ein sehr hohes Sicherheitsbedürfnis und wollen ihr Kind jedenfalls in einer Geburtsklinik – eventuell mit Perinatalzentrum – auf die Welt bringen. Meine Wenigkeit gehört eher in die zweite Kategorie.

Mein Tipp: Gespräche mit Frauenärzten, Hebammen und anderen Mamas
Auch ich war bei der Wahl des Geburtsortes zunächst überfordert. Nachdem ich zum ersten Mal schwanger war, hatte ich keine Erfahrung mit dem Thema. Meine Frauenärztin und Hebamme waren neben guten Freundinnen meine ersten Anlaufstellen. Schließlich kennen sie die verschiedenen Angebote und Möglichkeiten am besten. Nachdem ich eine Short-List mit möglichen Optionen für mich erstellt hatte, erkundigte ich mich über Möglichkeiten die Kliniken zu besichtigen. Einige Geburtskliniken bieten (Corona sei Dank…) auch Online-Kurse bzw. Webinare an, um die Räumlichkeiten virtuell zu besichtigen.

Hausgeburt, Geburtsklinik, Uniklinik oder Geburtshaus?

Die Hausgeburt

Historisch betrachtet waren die eigenen vier Wände der übliche Geburtsort. In manchen Ländern ist dies auch heute noch der Fall. Ein großer Vorteil einer Hausgeburt ist die vertraute Umgebung sowie die sehr persönliche Beziehung zwischen der werdenden Mutter und der Hebamme.

Hausgeburtshebammen kennen ihre Grenzen und arbeiten sehr verantwortungsvoll. So ist weder in Deutschland noch in Österreich eine erhöhte Sterblichkeit bei Hausgeburten zu beobachten.

Kommt es zu Komplikationen während der Geburt oder beim Neugeborenen müssen Mutter und Kind sofort in eine (Kinder-)Klinik verlegt werden. Beide werden dann gemeinsam im Spital aufgenommen, der Fokus liegt aber in der Betreuung des Neugeborenen. Mamas haben oftmals keine so guten Erholungsbedingungen und keine medizinische Betreuung.

Wichtige Fragen rund um die Hausgeburt:

  • In welchem Fall kann eine Geburt nicht zu Hause stattfinden?
  • Hast du Vertrauen in die Hebamme?
  • Über welche medizinische Ausrüstung verfügt die Hebamme?
  • Muss die Wohnung bestimmte Voraussetzungen für eine Hausgeburt erfüllen?
  • Was muss für die Geburt vorbereitet werden?
  • Gibt es schmerzlindernde Medikamente? Welche Alternativen gibt es?
  • Wie schnell sind Ärzte bei Komplikationen erreichbar? In welche (Kinder-)Klinik können Mutter und Kind verlegt werden?
  • Wie lange bleibt die Hebamme nach der Geburt im Haus?
  • Wer passt während der Geburt auf die Geschwister auf?

Die außerklininische Geburt im Geburtshaus

Geburtshäuser sind Einrichtungen mit nicht-klinischer Atmosphäre, die von Hebammen geleitet werden. Diese gibt es mittlerweile in jeder größeren Stadt. Es gibt aber auch Praxen, wo Ärzte und Hebammen sehr intensiv zusammenarbeiten. Eine 1:1-Betreuung ist im Vergleich zur Hausgeburt nicht ganz möglich, da die Teams in einem Geburtshaus kleiner sind als in einer Geburtsklinik. Auch hier müssen Neugeborene mit Problemen sofort in eine Kinderklinik verlegt werden.

Fragen zur Geburt im Geburtshaus:

  • Wann kann eine Geburt im Geburtshaus nicht stattfinden?
  • Wie ist die Atmosphäre im Geburtshaus? Fühle ich mich wohl?
  • Habe ich Vertrauen in das Hebammenteam?
  • Welche schmerzlindernden Mittel und Methoden kommen zum Einsatz?
  • Welche medizinische Ausrüstung ist vorhanden?
  • Welche Räumlichkeiten gibt es?
  • Gibt es eine Badewanne? Ist eine Wassergeburt möglich?
  • Stehen Alternativen zum Geburtsbett zur Verfügung (z.B. Sitzbälle, Seile, Sprossenwände oder Gebärstühle oder -hocker)?
  • Welche Kosten muss ich selbst tragen?
  • Wann müssen wir das Geburtshaus nach der Geburt wieder verlassen?
  • Wie schnell sind Ärztinnen bei Komplikationen erreichbar? Welche (Kinder-)Klinik kommt für eine Verlegung infrage?
  • Welche Erfahrungen hat das Geburtshaus mit Geburtskomplikationen?

Entbindung in der Geburtsklinik

Der Großteil der Geburten in Deutschland und Österreich findet in kleineren oder großen Geburtskliniken statt. Auch dort hat sich in den letzten Jahren viel getan und ein Team aus Hebammen und Ärzten versucht auf die Bedürfnisse der werdenden Mama so individuell wie möglich einzugehen und die klinische Atmosphäre abzuschwächen.

Viele der Geburtskliniken haben ein „Belegsystem“. D.h., dass du sowohl deine eigene Hebamme als auch deinen Arzt zur Geburt mitnehmen kannst. Eingriffe unter ärztlicher Leitung sind in einer Geburtsklinik meist sofort möglich. Auch Untersuchungen, die direkt nach der Geburt für das Neugeborene anstehen, werden in der Klinik durchgeführt. Viele Geburtskliniken arbeiten mit Kinderkliniken zusammen – sollten beim Baby Probleme festgestellt werden, kann das Neugeborene sofort verlegt werden.

Eine Unterbringung von Mutter und Kind in einem Zimmer („Rooming-in“) ist praktisch selbstverständlich. Die Zeiten, wo Mutter und Kind getrennt von einander untergebracht waren und die Babies durch Glasscheiben betrachtet wurden, sind seit vielen Jahren vorbei. Auch Familienzimmer sind in vielen Geburtskliniken vorhanden. In diesen Zimmern kann auch der Papa die ein oder andere Nacht verbringen.

Besonderheit in der Geburtsklinik: Der hebammengeleitete Kreißsaal
Informiere dich im Voraus, ob die Geburtsklinik einen hebammengeleiteten Kreißsaal hat. Hier werden die Vorteile des technisch perfekt ausgestatteten Spitals mit einer individuellen und entspannten Geburtsatmosphäre kombiniert.

Fragen zur Entbindung in einer Geburtsklinik:

  • Wie viele Geburten finden in der Klinik pro Jahr statt? Wie viele davon erfolgen mit Dammschnitt, Kaiserschnitt, vaginal operativen Hilfen und Verlegungen in eine Kinderklinik?
  • Ist die Atmosphäre im Kreißsaal angenehm? Fühle ich mich wohl?
  • Wirkt das Team sympathisch und vertrauensvoll?
  • Wie oft finden Schichtwechsel statt?
  • Ist eine durchgängige Betreuung durch eine Hebamme möglich?
  • Sind Beleghebammen in der Klinik zugelassen?
  • Steht eine Fachärztin für Geburtshilfe rund um die Uhr zur Verfügung?
  • Wie viele Personen aus der Klinik sind bei einer Geburt dabei?
  • Wie viele Begleitpersonen darf ich mitnehmen?
  • Ist rund um die Uhr ein Anästhesist im Haus oder schnell erreichbar?
  • Gibt es eine Neugeborenen-Intensivstation? Wenn nicht, wie weit ist die nächste entfernt?
  • Welche Möglichkeiten der Schmerzbehandlung gibt es?
  • Ist eine ambulante Geburt möglich?
  • Gibt es eine Badewanne bzw. ist eine Wassergeburt möglich?
  • Gibt es Alternativen zum Geburtsbett (z.B. Sitzbälle, Seile, Sprossenwände oder Gebärstühle oder -hocker)?
  • Gibt es Wehenzimmer und Kreißsäle, so dass man für die Geburt in einen anderen Raum verlegt wird? 
  • Gibt es Familienzimmer? Wann müssen diese gebucht werden und was kosten die Zimmer?
  • Wie ist der Klinikalltag auf der -Station organisiert?
  • Gibt es Rooming-in? 
  • Ist ein Säuglingszimmer vorhanden, wo das Baby zeitweise auch in die Obhut von Hebammen gegeben werden kann?
  • Mit wie vielen Frauen bin ich auf dem Zimmer?
  • In welchem Zeitraum sind Besuche möglich?

Geburt in Klinik mit Kinderklinik

In großen Städten gibt es meist Universitätskliniken, die bereits eine Kinderklinik integriert haben. Auch hier kommen die Vorteile einer Geburtsklinik zu tragen (Rooming-in, Versorgung von Mutter und Kind, hebammengeleiteter Kreißsaal). Zusätzlich kann das Neugeborene bei Problemen in der Kinderklinik medizinisch versorgt werden.

Wichtiger Hinweis für Schwangere mit bekannten Risiken
Gibt es medizinische Gründe für eine Geburt in einer Geburts- bzw. Universitätsklinik, solltest du unbedingt auf die Empfehlungen deiner Frauenärztin hören. Schwangere mit bekannten Risiken sollten immer in einer Klinik versorgt werden, wo eine angemessene vorgeburtliche Behandlung der Mutter möglich ist. Auch bei Kindern, wo eine Behandlung nach der Geburt absehbar ist, sollten nur in Kliniken geboren werden, die medzinisch darauf vorbereitet sind.

Checkliste: Den richtigen Geburtsort finden

Jede Frau hat ganz inviduelle Vorstellungen davon, was für sie bei der Auswahl des Geburtsortes wichtig ist. Daher kann es helfen, sich einen Überblick über die wichtigsten Fragen zu verschaffen, die bei der Entscheidung eine Rolle spielen. Unsere Checkliste rund um Hausgeburt, Geburtshaus und Geburtsklinik kannst du downloaden, ausdrucken und zum nächsten Gespräch mit deiner Hebamme bzw. bei der Besichtigung deines Geburtsortes mitnehmen.

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