Nackenfaltenmessung: Ja oder Nein?
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Nackenfaltenmessung: Ja oder Nein?3 Minuten Lesezeit

Die Nackenfaltenmessung – auch Nackentransparenzmessung genannt – ist eine verbreitete Methode der Pränataldiagnostik. Es ist ein Screeningtest, der Aufschluss darüber geben soll, ob ein Verdacht auf kindliche Entwicklungsstörungen vorliegt. Viele werdende Eltern stellen sich die Frage, ob sie eine Nackenfaltenmessung durchführen sollen. Mein persönlicher Erfahrungsbericht.

Nackenfaltenmessung: Was wird wann wie untersucht?

Die Messung der Nackenfalte findet zwischen der 11. und 14. Schwangerschaftswoche statt. Dieser Ultraschalltest misst eine kleine Flüssigkeitsansammlung unter der Haut am Nacken des Kindes. Alle Babys weisen vorübergehend diese Nackenfalte auf. Wenn sie jedoch verbreitert ist, kann dies ein Hinweis darauf sein, dass eine höhere Wahrscheinlichkeit für eine genetische Veränderung (z.B. Down-Syndrom / Trisomie 21) besteht.

Die Nackentransparenzmessung muss bis zur 14. SSW erfolgen, da in diesem Zeitraum die Entwicklung des Lymphsystems und der Nieren stattfinden. Der dabei entstehende Flüssigkeitsstau kann noch nicht so gut abtransportiert werden. So entwickelt sich eine Flüssigkeitsansammlung unter der Nackenfalte.

Die Nackentransparenzmessung verläuft wie ein klassischer Ultraschall: Mit einer Ultraschallsonde wird über deine Bauchdecke oder durch die Vagina die Flüssigkeitsansammlung unter der Nackenhaut gemessen. Der gemessene Wert sollte unter 2,5 Millimetern liegen. Ist der Wert höher, können weitere pränatale Untersuchungen durchgeführt werden (z.B. eine Fruchtwasseruntersuchung).

Was kostet eine Nackenfaltenmessung?

Dieser Ultraschalltest ist sowohl in Deutschland als auch in Österreich eine Wahl- und keine Kassenleistung. Das bedeutet, dass du die Kosten dafür privat bezahlen musst. Diese belaufen sich zwischen 150 und 200 Euro (Stand: Januar 2021). Wenn du privat versichert bist, kannst du – je nach Vertrag mit deiner Versicherung – die Kosten für das Screening einreichen und zurückfordern.

Das Screening wird in zertifizierten gynäkologischen Praxen, Kliniken oder Instituten durchgeführt. Deine Frauenärztin hat sicher einen guten Tipp, wo du die Untersuchung durchführen lassen kannst.

Was ist ein Combined Test?

Durch einen so genannten „Combined Test“ (auch: Ersttrimestertest) wird die Messung der Nackentransparenz durch eine Blutuntersuchung ergänzt. So wird das Ergebnis noch genauer. Dabei wird der Schwangeren Blut abgenommen und auf Eiweiß- und Hormonwerte untersucht (PAPP-A, HCG). Auch dieser Test wird von den Krankenkassen nicht bezahlt und kostet gemeinsam mit der Nackentransparenzmessung 180 bis 200 Euro (Stand: Januar 2021).

Eine Software ermittelt auf Basis der Blutwerte, dem Alter der Schwangeren und der Größe des Babys die Möglichkeit einer Chromosomenabweichung.

Sollen wir eine Nackenfaltenmessung machen: Ja oder Nein?

Allen Screeningmethoden sind gewisse Grenzen gesetzt. So erhaltet ihr bei diesen Untersuchungen keine Aussage über tatsächliche Sachverhalte, sondern eine statistische Wahrscheinlichkeit. So kann auch ein Baby mit einer verdickten Nackenfalte gesund auf die Welt kommen. Bevor ihr euch also für eine Nackenfaltenmessung oder eine andere Screeningmethode (Nasenbeinmessung, Tripletest, Ersttrimestertest, Organscreening etc.) entscheidet, solltet ihr euch folgende Fragen stellen und gemeinsam als Paar beantworten:

  • Was bedeutet ein von der Norm abweichender Befund für uns? Wie gehen wir damit um?
  • Wollen wir dann die Schwangerschaft fortführen?
  • Wie stehen wir zum Thema Schwangerschaftsabbruch?

Falls ein Abbruch für euch prinzipiell nicht in Frage kommt, solltet ihr im Vorfeld gut überlegen, ob ihr eine vorgeburtliche Untersuchung mit allen damit verbundenen Risiken und Auswirkungen wollt.

Meine Erfahrung mit der Nackentransparenzmessung
Auch wir standen in der 12. Schwangerschaftswoche vor der Entscheidung, ob wir das Screening durchführen lassen wollen. Zuerst waren wir überzeugt davon, dass wir diese Untersuchung unbedingt benötigen – wir wollten bei der Gesundheit unseres Bauchzwergs auf Nummer sicher gehen. Nach einem Gespräch mit der Frauenärztin bei der ersten Mutter-Kind-Pass-Untersuchung waren wir jedoch etwas verunsichert. Sie machte uns klar, dass wir uns auch mit den Konsequenzen der Nackenfaltenmessung auseinandersetzen müssen. Wie werden wir nach dem Screening entscheiden, falls die Werte nicht im Normalbereich sind? Werden wir das Beste hoffen und die Schwangerschaft fortsetzen oder ziehen wir einen Abbruch in Erwägung? Ein Wochenende plagten uns diese Fragen. Gemeinsam entschieden wir uns dann, die Untersuchung jedenfalls durchzuführen. Als Schwangere 35+ wollten wir einfach auf Nummer sicher gehen – und mit den Konsequenzen leben. Mein Tipp: Nehmt euch für die Entscheidung Zeit und sprecht unbedingt gemeinsam darüber. Denn eines ist sicher: Niemand kann euch diese Entscheidung abnehmen – kein Arzt, keine Hebamme, kein Buch, kein Blogbeitrag.

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