Vasospasmus oder Soor: Woher kommen die schmerzenden Brustwarzen?9 Minuten Lesezeit
Wunde und schmerzende Brustwarzen sind gerade am Beginn der Stillzeit für viele Mütter ein Problem. Oft entstehen die Schmerzen durch wunde und zum Teil sogar offene Warzen. Doch manchmal kann auch ein Krampf (Vasospasmus) oder ein Brustsoor die Ursache für die Schmerzen sein. Vasospasmus oder Soor: Woran erkenne ich, ob ich an Krämpfen oder einem Pilz leide? Meine Tipps und ein kurzer Erfahrungsbericht.
Inhalt
Mein Stillbeginn: Vasospasmus oder Soor – Woher kommen die Schmerzen?
Stillen ist die natürlichste Sache auf der Welt, will aber gut gelernt sein. So war auch mein Start in die Stillperiode holprig. Zuerst hatte ich wunde Brustwarzen, die zu einer Entzündung (Mastitis) und sogar zu einem Milchstau in einer Brust geführt haben. Nach etwa drei Wochen hatte ich keine Schmerzen mehr und war guten Mutes. „Nun haben mein kleiner Entdecker und ich die Kurve gekratzt und einer schönen Stillzeit steht nun nichts mehr im Wege“ – so mein erster und froher Gedanke.
Doch ein paar Tage später kam der Rückschlag – ich hatte erneut Schmerzen in den Brustwarzen beim Stillen. Doch ich konnte die Symptome keiner Krankheit zuordnen. Auch die Suche bei Dr. Google half nicht und verwirrte mich noch mehr. War es ein Vasospasmus? Ein Brustsoor? Mussten sich die Brustwarzen erst an das Saugen gewöhnen? Oder doch etwas ganz anderes?
Die Brustwarzen waren nicht wund, die Brust war nicht gerötet, was ein starker Hinweis auf eine Mastitis wäre. Auch nach dem Trinken fühlte sich die Brust locker und „leer“ an – eine pralle, schmerzende Brust mit Knötchen könnte auf einen Milchstau hinweisen. Ein Gespräch mit meiner Hebamme ergab: Könnte das etwa ein Brustsoor sein? Das Problem: Mein Kleiner zeigte keinerlei Symptome für einen Windelsoor oder weiße Beläge im Mund. Somit wäre es ein asymptomatischer Verlauf, wo die Mutter an Soor erkrankt, beim Baby jedoch keine Symptome erkennbar sind.
Was also tun? Ein kurzer Anruf bei der Hausärztin ergab, dass sie sich nicht dafür zuständig fühlte. Meine Frauenärztin hatte (natürlich) in dieser Woche Urlaub. Und so führte mich der Weg zur Kinderärztin meines kleinen Wunders. So konnten wir in einem ersten Schritt abklären, dass mein Sohn vollkommen gesund war und er tatsächlich keine Symptome für Soor aufzeigte. Nach einem längeren Gespräch äußerte sie erstmals den Verdacht eines Vasospasmus. Sie riet mir meine Magnesium- und Calcium-Dosis zu erhöhen, wärmende Kompressen nach und vor dem Stillen aufzulegen sowie täglich Mambiotic einzunehmen. Diese enthalten das Milchsäureabakterium Lactobacillus fermentum, welches schädliche Bakterien wie Staphylokokken aus dem Brustdrüsengewebe verdrängt und so eine ausgewogene Milchgangflora unterstützt.
Außerdem gilt wie immer beim Stillen: Entspannung ist das A und O sowie ein regelmäßiger Check der richtigen Anlegetechnik. Präventiv verschrieb sie mir außerdem eine Pilzsalbe für die Brustwarzen und riet mir, die Diagnose unbedingt noch mit meiner Frauenärztin zu checken.
Die ersten drei Tage passierte recht wenig und die Schmerzen beim Stillen hielten an. Am vierten Tag machte ich mich direkt auf den Weg zu meiner Frauenärztin. Sie konnte ebenfalls keine Symptome für Soor erkennen und hielt einen Vasospasmus für wahrscheinlicher. Zusätzlich machte sie mir Mut und riet mir durchzuhalten. Der Stillbeginn sei für viele Frauen sehr schwierig und auch die Brustwarze müsse sich erst an die neue Belastung durch das ständige Saugen gewöhnen. Schmerzen sind daher trotz richtiger Anlegetechnik für viele Frauen zu Beginn der Stillperiode nichts Ungewöhnliches. Sie empfahl mir weiterhin die Kur mit Magnesium und Kalzium fortzusetzen. Tatsächlich nahmen die Schmerzen kontinuierlich ab und nach rund einer Woche hatten mein kleines Wunder und ich endlich die schöne Stillzeit, die wir uns schon immer gewünscht hatten.
In meinem Beitrag „Vitaminpräparate in der Stillzeit“ verrate ich dir, wie ich meine Stillprobleme inkl. Vasospasmus in den Griff bekommen habe.
Mein Weg zeigt, wie schwierig es ist, eine richtige und schnelle Diagnose bei schmerzenden Brustwarzen zu bekommen. Denn woran erkenne ich, ob ich einen Vasospasmus oder Brustsoor oder sogar beides habe? Vasospasmus und Soor treten öfter sogar gleichzeitig auf. Denn die Minderdurchblutung der Brustwarzen durch Vasospasmus begünstigt die Entwicklung von Brustsoor. Im Folgenden fasse ich die Symptome von Vasospasmus und Brustsoor zusammen und gebe dir Hinweise, wie du (ärztliche) Hilfe bekommst.
Was ist ein Vasospasmus?
Woher kommt der Vasospasmus?
Ein Vasospasmus ist eine krampfartige Verengung eines blutführenden Gefäßes aufgrund eines Reizes. Da auch die Brustwarzen von Blutgefäßen durchzogen sind, können diese Krämpfe auch durch das Stillen entstehen. Die Blutgefäße in der Brustwarze verengen sich (Vasospasmen), wodurch es zu einer Minderdurchblutung der Brustwarzen kommt. Betroffene Frauen haben oft kalte Füße und Hände. Aber auch Frauen mit rheumatoider Arthritis oder dem Raynaud-Syndrom haben ein erhöhtes Risiko für Vasospasmus der Brustwarzen.
Vasospasmen treten selten direkt nach der Geburt auf, sondern meist erst nach mehreren Wochen. Brustwarzen-Krämpfe können auch entstehen, wenn die Milch sehr schnell fließt und das Baby seinen Kiefer beim Stillen zusammendrückt, um die Fließgeschwindigkeit zu drosseln. In diesen Fällen haben die stillenden Frauen meist viel Milch.
Was sind Anzeichen für Vasospasmus?
- Verblassen der Brustwarzen zu Blau oder Weiß (abhängig vom Hautton)
- Scharfe, stechende oder brennende Schmerzen bis tief in die Brust
- Schmerzen meist direkt nach dem Stillen, wenn die Brustwarze aus dem Mund des Babys an die kühle Luft kommt
- Schmerzen werden stärker, wenn die Brustwarze gekühlt wird
- Schmerzen werden besser, wenn die Brustwarze warm gehalten wird
Wie kann ich Vasospasmus behandeln?
In einem ersten Schritt wird die Anlegetechnik beim Stillen überprüft, am besten durch deine Hebamme oder eine Stillberaterin. Ein oberflächliches Anlegen, besondere Brustwarzenformen, Saugschwierigkeiten beim Baby (z.B. zu kurzes Zungenband), aber auch Verspannungen können eine Fehlbeanspruchung der Brustwarzen erzeugen, was zu Vasospasmen führen kann. Daher ist die Optimierung des Anlegens und das Beheben eventueller Saugprobleme so wichtig. Oft werden die Probleme dadurch gelöst, dass das Stillen in einer zurückgelehnten Position erfolgt. Dadurch fließt die Muttermilch langsamer und das Baby drückt seinen Kiefer nicht zusammen.
Weitere Möglichkeiten, um einen Brustwarzenkrampf zu behandeln:
- Brustwarzen warm halten, z.B. durch wärmende Kompressen
- Einnahme von Magnesium (1.000 mg pro Tag) sowie Calcium (2.000 mg pro Tag)
- Erhöhte Zufuhr von Vitamin B6 und Omega-Fettsäuren, Lecithin oder Nachtkerzenöl
- Verzicht auf Nikotin sowie Koffein
- Nahrungsergänzungsmittel oder Medikamente checken, die eine gefäßverengende Wirkung haben
- Bei großen Schmerzen ist die Einnahme von Ibuprofen, ggf. Paracetamol, möglich
Wichtiger Hinweis: Ein Vasospasmus kann behandelt werden und muss nicht zu einem Abstillen führen! Gib‘ dir und deinem Körper ein wenig Zeit und halte durch! In den meisten Fällen, verschwindet der Vasospasmus bei der Behandlung nach wenigen Tagen. Solltest du Magnesium und/oder Kalzium nehmen, kannst du die Präparate mit der Zeit verringern und dann ganz absetzen.
Was ist Brustsoor?
Woher kommt Brustsoor?
Wie auch ein Vasospamus tritt Soor meist nicht unmittelbar nach der Geburt, sondern oft nach einer längeren und problemlosen Stillzeit auf. Typisch für Brustsoor sind sehr starke Schmerzen im Vergleich zu eher unauffälligen Brustwarzen. Die Schmerzen treten typischerweise mit Beginn des Stillens auf und halten bis nach der Stillmahlzeit an.
Was sind Anzeichen für Brustsoor?
Die Symptome bei Brustsoor können sowohl bei der Mama als auch beim Kind auftreten. Manchmal ist aber auch nur die Mutter betroffen und das Baby zeigt keinerlei äußere Anzeichen für Soor. Daher ist die Diagnose oft etwas schwierig.
Symptome bei der Mutter
- Heftig brennende, stechende Schmerzen in der Brustwarze, ausstrahlend bis in die Achselhöhle
- Schmerzen sowohl während als auch nach dem Stillen
- Möglich sind auch Symptome an der Brustwarze wie Juckreiz, Rötung, Schwellung, Hautabschilferungen, weiße Beläge, rosafarbene schuppige Haut oder perlmuttartiges Glänzen der Haut, evtl. tiefe Risse oder Pickelchen
- Oft sind die Schmerzen sehr intensiv, obwohl die Brust bzw. Brustwarze eher unauffällig aussieht
Symptome beim Baby
- Mundsoor: weiße, nicht abwischbare Belege oder ein perlmuttartiger Glanz an der Mundschleimhaut (Wangen, Zahnfleisch, Gaumen, Zunge, ggf. Rachen)
- Unter den weißen Flecken ist die Mundschleimhaut gerötet und empfindlich, sie kann sogar bluten
- Probleme beim Stillen durch Schmerzen im Mund, geringes Interesse am Stillen, evtl. sogar Stillstreik
- Das Baby erfasst die Brust nur oberflächlich, rutscht öfter ab, auch Klickgeräusche beim Stillen können vorkommen
- Das schlechte Erfassen der Brust kann zu wunden Brustwarzen und Schmerzen beim Stillen führen
- Windelsoor (Rötung, Hautabschilferung, usw.)
Wie kann ich Brustsoor behandeln?
Bei einem Verdacht auf Soor musst du unbedingt einen Arzt, am besten deine Frauenärztin oder deinen Hausarzt aufsuchen. Die Krankheit muss durch Medikamente und durch die Anwendung von Antipilzmitteln behandelt werden. Dabei wird eine Miconazol-Creme, ggf. in Kombination mit einer Nystatin- oder Clotrimazol-Creme, auf den Brustwarzen inkl. Warzenhof aufgetragen.
Wichtig ist bei einem Brustsoor sowohl die Mama als auch das Baby gleichzeitig zu behandeln. Sonst besteht die Gefahr einer gegenseitigen Wiederansteckung. Man spricht dann vom Ping-Pong-Effekt. Die Brustwarzen der Mutter werden mit einer Creme behandelt, beim Kind kommen häufig Gele für den Mund und Salben für den Po zum Einsatz.
Wichtiger Hinweis: Auch ein Brustsoor kann behandelt werden und muss nicht zu einem Abstillen führen! Gib‘ dir und deinem Körper ein wenig Zeit und halte durch!
Vasospasmus oder Soor: Zu welchem Arzt?
Vasospasmus oder Soor: Doch welcher Arzt ist zuständig und kann eine richtige Diagnose inkl. Behandlungsplan stellen? Denn immerhin können sowohl die Mama als auch das Baby betroffen sein. Und somit sind sowohl Frauen- als auch Kinderärztin zuständig. Mein Tipp: Zuerst einen Termin bei der Kinderärztin vereinbaren und abklären lassen, ob beim Baby ein Windelsoor bzw. weiße Beläge im Rachenraum vorliegen. In einem zweiten Schritt kann die Frauenärztin die Brustwarze der Mutter untersuchen und eine genaue Diagnose stellen. Auch ein guter Hausarzt kann eine erste Anlaufstelle sein. Allgemeinmediziner haben meist sehr flexible Öffnungszeiten und sind besser erreichbar als Frauenärzte. Am besten im Voraus anrufen und klären, ob der Arzt bzw. die Ärztin weiterhelfen kann.